ZUCKERARTISTIK IN DER KONDITOREI SIRRINGHAUS

Die Techniken der Herstellung von Zuckerschaustücken orientieren sich an der Porzellanmanufaktur und der Glasbläserei.

Gestatten, Sebastian Wadulla, Konditormeister aus Herscheid – der mit dem Zucker zaubert
 
Seine Kunst ist süß. Meterhohe Figuren, Vögel, Blumen, Gegenstände aller Art, geformt aus Zuckermasse. Seine kalorienreichen Werke sind Auftragsarbeiten. Liebhaber aus ganz Deutschland bestellen sie. Verständlich, denn es gibt in seiner Zunft nicht so viele, die sich auf die Fertigkeit des so genannten Zuckerblasens verstehen.

Lange bevor Schokolade in Europa beliebtes Naschwerk wurde, formten Zuckerbäcker bei Hofe ausgefallene Kunstwerke: im 17. Jahrhundert wurde in den spanischen Höfen der wertvolle Rohstoff Zucker eingekocht und mit diesen eingekochten Zuckerstücken schmückte man dann die Büfetts dieser Herrschaftshäuser.
 
Das Zuckerkochen wurde mit der Zeit immer mehr perfektioniert, bis erste, kleine aus Zucker gegossene Schaustücke entstanden. Diese Technik wurde abermals verfeinert und Anfang des 18. Jahrhunderts wurden die ersten aus Zucker gezogenen Elemente auf adeligen Büfetts präsentiert. Tiere, Blumen oder Bauwerke waren beliebte Sujets. Heute beherrschen nur noch sehr wenige Konditoren die Kunst des Zuckerziehens, -blasens und -gießens.
 
Der Zuckerbäcker benötigt für die Herstellung seiner dekorativen Meisterwerke umfangreiche Fähigkeiten als Maler, Zeichner, Modellierer, Architekt, Bildhauer und Blumenmaler.
 
Egal ob es sich um ein Korpus bei Figuren, eine Frucht oder gar ein technisches Gegenstand wie ein Auto handelt, jedes Mal muss der Zuckerkünstler ein "Hohlkörper" herstellen. Dieser wird dann mit der Technik des Blasens oder Ziehens verändert. Die Grundlage geblasener Gebilde ist immer eine gleichmäßige Kugel, deren dünne Zuckerwand mittels Fön rasch abgekühlt wird. Sei es ein rundes Objekt wie ein Apfel oder ein längliches wie ein Schwan oder ein Fisch, die Kugel muss von Beginn gleichmäßig gedehnt werden.
 
Als Hilfsmittel verwendet man einen Bunsenbrenner und eine Art Blasrohr, um ähnlich wie beim Glasblasen die Masse erwärmen und formen zu können. Mit verschiedenen Techniken wird dann das gewünschte Objekt in Form gebracht. Beim Erkalten erhärtet sich die Zuckermasse. Sie hält ihre Form dann bis zu fünf Jahre lang.
 
Sollen die Figuren bunt werden, nimmt man Lebensmittelfarben und bemalt sie mit einem Pinsel oder bei größeren Flächen mit dem Airbrush. Die zuckrigen Kunstwerke sind Dekorationsgegenstände für Empfänge, für Hotels, Restaurants und Konditoreien.
 
Sebastian Wadulla hat reichlich von ihnen gesehen und viele auch in seinem früheren Berufsalltag als Patissier im Hilton Hotel in Düsseldorf selbst produziert. Der frühere Solinger hat seine Lehre als Konditor in seiner Heimatgemeinde absolviert. Er fand schnell Gefallen an dem feinen handwerklichen Umgang mit Pralinen, Eis  und Torten aller Art.
 
Aber als er für seine Meisterprüfung in Köln das Zuckerblasen – oder wie die Schweizer es nennen die „Zuckerartistik“ – entdeckte, wurde aus dem Beruf eine Berufung und aus Sebastian Wadulla in Deutschland so etwas wie ein Pionier auf diesem Gebiet. „Ich habe neben meiner Arbeit über mehrere Jahre jeden Tag drei bis vier Stunden trainiert“, erinnert sich der, süße Künstler‘. „Ich wollte das einfach beherrschen“. Seine Leidenschaft für die Zuckerartistik hat er mitgebracht, die braucht keine Nobeladressen.
 
Mit Zucker zaubern – das kann man auch in Herscheid.

ZUCKERARTISTIK


© maitedesign